Abgesehen davon, dass dieses Buch ein entzückendes Cover besitzt, hat es mir ausnahmsweise auch noch ausnehmend gut gefallen, sehr im Unterschied zu den anderen Machwerken, die im Social Media Bereich sonst so im Umlauf sind.
Frau Janson versucht nicht auf die Angst-Tube zu drücken, sondern diskutiert sehr ausgewogen die Argumente der Digital Residents und der Digital Visitors, und geht ausgezeichnet und umfassend auf die persönlichen und beruflichen Gefahren von Social Media ein. Zeitfallen, Überforderungen, Schwanzvergleiche und Profilneurosen, Grenzen zwischen PR, Social Media und Journalismus, Online Identitäten und deren mögliche Trennung zwischen privat und beruflich, die Post-Privacy Generation vs. Datenschützer, die die Grenzen der technischen Möglichkeiten nicht mehr erkennen, Online Repution bei Firmen und Privatpersonen, Mobbing, Alias Identitäten vs. Klarnamenpflicht, Kontrolle und die Gefahren von umfassenden Datensammlungen und persönlichen Profilerstellungen werden sehr gut thematisiert.
Im persönlichen Bereich werden sogar hilfreiche Tipps in grauen Checkboxen gegeben, um gegenzusteuern, die ich selbst seit 2 Jahren anwende und in meinen Vorträgen auch an Web 2.0 Nutzer weitergebe. Auch die Fallbeispiele aus der Praxis sind jene, die ich selbst in den Vorträgen verwende, die Statements von Personen, sind genau von jenen Persönlichkeiten, die ich in dieser Frage als relevant erachte. Also in Summe ein sehr gutes Werk, das sich zudem ein bisschen philosophisch mit den im Netz diskutierten Konzepten und der Zukunft auseinandersetzt und auch noch spannend geschrieben ist.
Nun stellt sich noch die Frage für welche Zielgruppe ist dieses Werk geeignet? Totale Web 2.0 Anfänger und Digitalverweigerer sind mit diesem Buch überhaupt nicht gut bedient, da ein gewisses Grundwissen was Twitter, Social Bookmarks, RSS und die tausend anderen technischen Begriffe betrifft, vorausgesetzt und nicht erklärt wird. Dies ist aber auch nicht weiter tragisch.
Leider fehlt aber auch für die typischen Facebook-Poweruser, die ich sehrwohl als Kernzielgruppe des Buches sehe, unbedingt ein ordentliches Glossar, da viele Begriffe eben nicht in den Zeitungen und in der täglichen Kommunikation dieser Zielgruppe vorkommen. (deshalb der Punktabzug)
Für die Profis ist es einfach, ihr Wissen wird bestätigt und kontroverse Themen werden eben ausgewogen diskutiert. Diese Gruppe weiss aber sowieso, was im Buch steht und diskutiert dies nahezu täglich. Ich hab dennoch eine sehr sinnvolle Ermahnung mitgenommen - muss mit meinen Passwörtern sorgsamer umgehen ;-).
Fazit: Sehr lesenswert!