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Awogfli - Bookcroc

Ich bin Buchgourmet und Buchgourmand quer durch viele Genres

Zu viel langweilige repetitive Polizeirealität in der Fiktion

Des Träumers Verderben - Heidi Emfried

Sehr habe ich mich auf den zweiten Krimi mit Inspektor Leo Lang von Heidi Emfried gefreut, war doch ihr Debütroman Die Akte Kalkutta eine sehr positive Überraschung für mich. Leider operiert die Autorin mit nahezu demselben Plotkomponenten wie ihm vorhergehenden Roman der Reihe.

Dieses exzessive Auswalzen vom Suchen, Strukturieren und Bewerten jedweder winzigkleinen Spur war bei einer unbekannten Leiche, die in keinem System ist und auch sonst nicht identifiziert werden konnte, wie bei der Akte Kalkutta erstens sehr innovativ, weil noch nie so gelesen und zweitens auch auf Grund von fehlenden Hinweisen auf das Opfer auch absolut notwendig.

 

Im Fall des Mordes an einem Mitglied der Wiener High Society, in dem man die Verdächtigen infolge des Mikrokosmoses leicht identifizeren kann, weil Wien bekanntlich ein Dorf ist und die Reichen und Mächtigen eigentlich in Folge des Umstandes, dass sie fast ausschließlich untereinander Beziehungen knüpfen, total überschaubar sind, ist es einfach nur eine recht langweilige Wiederholung des erprobten Konzeptes, das zudem nicht gut auf den vorliegenden Fall passt. Versteht mich nicht falsch, mir ist schon klar, dass täglich abgearbeitete Excel-Listen mit jedem potenziellen Verdächtigen inklusive Alibi und Motiv und einer Farbbewertung inklusive Ersatzlisten mit noch nicht verfolgten Spuren wahrscheinlich der realen Polizeiarbeit mehr entsprechen, als diese Kiberer, die immer so ein Bauchgefühl haben, dem nachgehen und damit fast ausschließlich richig liegen. ABER ich würde ja auch nicht gerne jedes Wurschtradl genau analysiert bekommen wollen, das der Kommissar Rex gefressen hat. Hey, das hier ist Fiktion, da darf man auch Langweiliges kürzen, Repetitives straffen und mitunter auch weglassen. Lähmende echte Polizeirealität ist nur insofern als Konzept interessant, als sie erstmalig beschrieben wird, beim zweiten Mal ist sie das nimmermehr.

So plätschert der Plot so vor sich hin, keine innovativen Ideen, kein Pep, kein spannender Drive, keine aktuellen wissenschaftlichen Bezüge wie in ihrem Erstlingsroman. Moment! Ja, da gibt es das eingeführte Thema Gender Studies, Gleichberechtigung in der Sprache, Sexismus im Alltag, das durch die Figur der jungen Praktikantin Alithia eingeführt wird, die als Nichte des Innenministers und Studentin der Gender Studies dem Polizeiteam von Leo Lang aufs Aug gedrückt wurde. Sie wird ursprünglich aber leider als ein so ein klischeehafter Typ geschildert, sogar noch ein bisschen pubertierend (Hä? auf der Uni) und sich lähmend trotzig emanzenhaft gerierend, der dann auch noch durch die Polizeipraxis, den Fall und durch das Team Mores gelehrt wird und die sich letztendlich kompromissbereit in die bestehenden Hierarchien und Strukturen fügt. Echt jetzt? Das ist so schablonenhaft, so wie sich ein klischeehafter alter weißer Mann ein derartiges nerviges rotziges Emanzlein vom Uni-Institut Gender Studies vorstellen würde. Dabei ist die Realität enorm vielfältiger, da gibt es auch in diesem Fachgebiet einige witzige intelligente Feministinnen, die ich auch persönlich kenne und die mit brilliantem Humor, beißender Ironie und entwaffnenden Vergleichen operieren, anstatt wie die Figur Alithia (wahrscheinlich eine Namensanalogie zu Attila dem Hunnenkönig) wild und unsicher und misogyn um sich schlagend mit Emanzenphrasen durch die Gegend werfen und letztdendlich ihre Ziele nicht vertreten, sondern sich kleinlaut fügen, um final doch der Gruppe zu gefallen. Genau, erst auf Krawall und Konfrontation gebürstet und dann umgedreht. Ist das die Botschaft? Es wäre schön gewesen, wenn die Autorin ihre Emanzenschablonen der 80er-Jahre (junge unsichere agressive Emanze, die sich noch selbst finden muss/ versus alte hässliche, spassbefreite, untervögelte, beziehungsunfähige Emanze, die ihr Leben ohne Mann weggeworfen und verschwendet hat - mehr Protoypen gabs nicht) in der Lade gelassen hätte und eine moderne junge, intelligente und auch humorvolle Feministin geschildert hätte, die es heute zu Hauf gibt und die tatsächlich dem Team um Leo Lang ein paar wichtige Dinge beigebracht hätte. Konflikte im Team würzen zwar normalerweise einen Krimiplot aber dieses konstruierte Emanzen-Schattenfechten ist nur platt, stereotyp unschön und leider langweilig.

Ach ja die Auflösung des Falls ist auch recht mau. Die Vermutungen des Teams bezüglich Motivlage haben sich zwar bestätigt, die konkrete Person des Täters stellt sich aber dann nicht so vordergründig heraus. Insofern war das der einzige Mini-Faktor, der nicht allseits bekannt und vorhersehbar war.

Fazit: Das war diesmal definitiv kein Krimi für mich.