Ich bin Buchgourmet und Buchgourmand quer durch viele Genres
Dieses Buch ist wirklich genauso freakig und abgefahren, wie man es mir angekündigt hat. Aber eine Frage stellt sich dennoch: Ist es schlecht schräg oder gut schräg? Meine Antwort ist ambivalent: Sowohl als auch.
Der erste Teil hat mir gar nicht gefallen. In einem Universum von Freaks und Versagern werden die Figuren von der Autorin auf dem Schachbrett der Abstrusität aufgestellt und positioniert und das leider viel zu lange auf 150 Seiten. Jeder hat so seine Macken, ein scheiß Leben und einen scheiß Job, aber auch seine Talente. Leider sind die freakigen Besonderheiten von einer Beharrlichkeit eines preußischen Generals Piefke... völlig humorlos ohne menschliches Augenzwinkern - so ala wenn Du ein Versager sein willst dann mach das ordentlich und richtig nach dem offiziellen Versagerhandbuch. Das konnte William Kotzwinkle vor 40 Jahren in seinem amerikanischen Fan Man wesentlich witziger, intelligenter, subversiver und besser. Wenn Ich tippen dürfte, hat die Autorin möglicherweise das Werk sogar gelesen und sich inspirieren lassen. Fazit erster Teil zu lang und mit zuwenig Ironie - 2 Sterne.
Im zweiten Teil nach dem Vorgeplänkel als Jürgen auftritt und die Gruppe anfängt, in seinem Freizeitpark zu arbeiten, wird die Geschichte aber wirklich grossartig. Denn die Freaks und Versager werden als das was sie sind, gewinnbringend wie in alten Zeiten in einem Monstrositätenkabinett ausgestellt und dem Publikum präsentiert. Diese Idee ist so herrlich wahnwitzig vor allem weil diese zugegebenermaßen sehr erfolgreichen Fremdkörper der Gesellschaft auch noch mit der Heppi Peppi Corporate Identity eines Freizeitclubs kollidieren, was zwangsläufig in einem Showdown münden muss. Fazit zweiter Teil grandiose Fantasie und Entwicklung der Geschichte, 4 Sterne denn über das Ende läßt sich streiten :-)
Resümee: wenn man bis zur Hälfte nicht aufgibt und auf schrägen Humor steht, wird man das Buch schätzen lernen